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Ortsgeschichte Altkirchen

Altkirchen - Ein Ortsteil von Sauerlach am Rande der Münchener Schotterebene

Aus prähistorischer Zeit

Nur knappe fünf Kilometer westlich von Sauerlach liegt die ehemals selbständige Gemeinde Eichenhausen mit Altkirchen. Die heutige Moränen-Landschaft ist geprägt von der letzten Eiszeit, der Würmeiszeit. Hier endete der Wolfratshausener Gletscher, dessen Schmelzwasser vor 15.000 Jahren zur Münchener Schmelzwasserebene hin Rinnen von einiger Mächtigkeit in das Gelände gruben.

Hügelgräber aus der älteren Hallstattzeit um 750 v. Chr. und die eindrucksvolle spätkeltische Viereckschanze (2. – 1. Jh. v. Chr.) im Wald süd-östlich von Großeichenhausen sind deutliche Hinweise auf die Kelten, die hier einst siedelten.

Geschichte

In einer Traditionsnotiz des Hochstifts Freising z. Z. des Bischofs Gottschalk (994 -1005) traten Altkirchen - Altkiriha und Eichenhausen - Ichanhusa (Groß- und Kleineichenhausen) ins Licht der Geschichte. Der Weiler Gumpertshausen - Kundpolteshusa, scheint der siedlungsmäßig ältere Ort zu sein. Er ist ebenfalls in einer Traditionsnotiz des eben erwähnten Hochstifts, zum ersten Mal zwischen 957 – 972 nachweisbar. Die Namen Gumpertshausen und Eichenhausen sind patronymischen Ursprungs, d.h., sie weisen auf ihre Gründer hin. So geht z. B., der Name Eichenhausen auf ICHO (Ichanhusa) den um 800 mehrfach bezeugten Abt des Klosters Schäftlarn zurück. In den Urbaren (Wirtschaftsbücher) desselben Klosters ist im Jahre 1327 zum ersten Mal die Rede von der Dorfkirche St. Margaret. Der romanische Vorgängerbau, den Fachleute ins 12. Jh. datieren, ist heute noch im östlichen Langhaus enthalten. Die Kuratie-Kirche gilt als ältestes schützenswertes Baudenkmal der Gemeinde Sauerlach. Von Notzeiten wurde auch Altkirchen nicht verschont. 1632, im 30-jährigen Krieg, plünderten die Schweden das Dorf und von 1634-1635 forderte die Pest Opfer, die Pestsäule am Argeter Weg erinnert daran.

Gemeinde-Entwicklung

1869 taucht im Schriftgut der Gemeinde Josef Humpl als erster Bürgermeister auf. Die Beigeordneten waren Thomas Beil, Johann Killer, Kaspar Lang und Johann Schapperer. Die Gemeinde baute 1907 ein eigenes Schulhaus, bis dahin lernten die Kinder in Endlhausen lesen und schreiben. Bis 1945 galt die Altkirchener Schule als die schönste und am besten ausgestattete Landschule im Landkreis Wolfratshausen, sie war begehrt für Landschulpraktika. Hauptlehrer August Dietl, der letzte Lehrer von Altkirchen, ging 1966 in den Ruhestand. Damit bildeten Eichenhausen mit Sauerlach, Endlhausen und Arget einen Schulverband. 1919 zählte die Gemeinde 269 Einwohner, am 31.12.2020 waren es 505. Beide Weltkriege forderten Opfer und das Dritte Reich ging an dem Dorf nicht spurlos vorüber. 1947 befanden sich 109 Evakuierte, Flüchtlinge und Heimatvertriebene in der Gemeinde, eine enorme Herausforderung für die Dorfgemeinschaft.

Land- und Forstwirtschaft

Nach wie vor wird Altkirchen von der Landwirtschaft geprägt. Die alten, heute noch gebräuchlichen Hofnamen gehen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Bodenverhältnisse und Klima bestimmen wie bisher die landwirtschaftliche Struktur des Ortes. Die Flurbereinigung (1949-1953) brachte wesentliche Veränderungen für die Bauern. Heute spezialisieren sich die Betriebe dem Markt entsprechend auf Grünlandbewirtschaftung mit Viehzucht oder Ackerbau. Beim Letzteren lag der Schwerpunkt auf hochwertiger Brau-Gerste, dann auf Kartoffeln und Triticale, beides sehr geeignet für die Gewinnung von Industrie-Alkohol. Abnehmer für diese Produkte war die im Ort ansässige Brennerei-Genossenschaft Altkirchen und Umgebung e. G.  Inzwischen gaben die Bauern ihre Genossenschaft auf und das Gebäude wurde von Johann Öckler zurückerworben und dem eigenen Hofgrundstück wieder angegliedert.

Durch eine gute Abstimmung von Waldbesitzern, Jagdgenossen und dem Prinzip jahrzehntelanger Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft, wächst auf den Fluren von Altkirchen seit 30 Jahren in bester Kombination von Ökonomie und Ökologie ein gesunder Mischwald mit ca. 20 Baumarten heran.

Kultur und Brauchtum

Bei der Gemeindegebietsreform 1978 wurde die Gemeinde Eichenhausen Sauerlach zugeschlagen. Trotzdem konnte Altkirchen bis heute seine kulturelle Eigenständigkeit bewahren. Im Bayerischen Oberland ist die von Tradition geprägte Dorfgemeinschaft Altkirchens mit ihren zahlreichen Gruppen, die Volks- und Kirchenmusik pflegen, einzigartig. Das Besondere daran ist, dass die Musikgruppen sich nicht als Konkurrenten verstehen, sondern sich vielmehr ergänzen. Altkirchens Musik wurde über die Ortsgrenzen hinaus getragen: Die Altkirchner Hausmusik und Altkirchner Stubenmusik traten im Dezember 1998 bei einer Adventreise als Botschafter bayerischer Kultur im Pantheon in Rom auf. Die Altkirchner Musikanten haben sich neben moderner Tanz- und Unterhaltungsmusik der Oberkrainer-Musik verschrieben; Tourneen haben sie nach Norddeutschland und Japan geführt. Die zwar seltenen aber stets wiederkehrenden Hoagarten sind ein weiteres Bekenntnis zur Brauchtumspflege in Altkirchen. Gerade auf diesem Gebiet zeigen sich die Musikformationen wandlungs- und entwicklungsfähig, in der Auswahl ihres Repertoires ebenso wie auch in ihren musikalischen Besetzungen. Die Altkirchener Kindergruppen stellen schon jetzt Weichen für die musikalische Zukunft einer Ortschaft, die sich den Herausforderungen starker struktureller Veränderungen annimmt, im Kern aber immer noch von einer Gemeinschaft, insbesondere von ihrer Musik geprägt wird. In der jüngeren Vergangenheit gibt es wohl kaum ein Ereignis, das den Gemeinschaftssinn und die Heimatliebe der Altkirchener eindrucksvoller unter Beweis stellte, als der Bau des neuen Hauses der Dorfgemeinschaft an der Oberbiberger Straße, das neue Schützenheim. Es wurde 2002 feierlich eingeweiht und verbucht seither jährlich über 200 Reservierungen. Wie das Schützenheim, so wurde auch die komplette Renovierung des Feuerwehrhauses 2008 bis 2010 vor allem in Eigenleistung gestemmt. Im Jahr 2005 feierten Groß- und Kleineichenhausen sowie Altkirchen ihr tausendjähriges Jubiläum mit einer Reihe von Veranstaltungen und einem krönenden Festgottesdienst im Pfarrgarten, zu dem Weihbischof Dr. Franz Dietl eigens aus München angereist war. 

Reinhold Löschinger

(Überarbeitung: Barbara Bogner)

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